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Abdulrazak Gurnah

Das versteinerte Herz

Roman. Nobelpreis für Literatur 2021

(2)
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Erstmals auf Deutsch: Gurnahs bewegender Coming-of-age-Roman über Verrat, Migration und die Suche nach dem Platz im Leben

Salim ist sieben und ein kleiner Träumer. Sein Leben ruht auf einigen scheinbar unerschütterlichen Säulen: der täglichen Routine von Schule und Koranunterricht, den geliebten Büchern und seinem angebeteten Onkel, der sich ihm – anders als sein Vater – nicht ständig entzieht. Aber es sind die 1970er-Jahre und folglich keine guten Zeiten für Träumer, denn der Geist des Wandels fegt über Sansibar. Plötzlich ist Salims Vater verschwunden und eine Revolution, Gewalt und Korruption erschüttern die Insel. Erst im Rückblick, als Teenager und Student, der sich seinen Weg durch die fremde und abweisende Stadt London bahnt, beginnt Salim zu begreifen, welche Schatten seine Familie in der Zeit des Umbruchs beherrschten. Salim sucht nach Antworten auf das, was damals geschah, und muss sich der Wahrheit über jene Menschen stellen, die ihm am nächsten standen.

So kraftvoll wie berührend schreibt Abdulrazak Gurnah über den Einfluss der Geschichte auf unser Leben und erschafft dabei Charaktere, die man so schnell nicht vergisst.

»Die Eleganz und Souveränität, mit der Gurnah schreibt, sein Verständnis dafür, wie leise, langsam und wiederholt ein Herz brechen kann, machen diesen Roman zu einer tiefen Quelle der Freude.« Guardian

»Eine Geschichte, die einmal mehr beweist, was für ein großartiger Erzähler der Literaturnobelpreisträger ist.«


DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Originaltitel: Gravel Heart
Originalverlag: Bloomsbury, London 2017
Hardcover mit Schutzumschlag, 368 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-328-60267-5
Erschienen am  24. April 2024
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Berührend!

Von: Britta Buchlingreport

16.05.2024

“Das versteinerte Herz” von Abdulrazak Gurnah ist bereits das fünfte Buch, das ich von dem Literaturnobelpreisträger gelesen habe. Und für mich war es bisher das Beste! Es ist ein beeindruckendes Werk, das die Leser mit seiner einfühlsamen Darstellung von Schmerz, Isolation, Einsamkeit und Verrat in den Bann zieht. In der Geschichte begleiten wir den jungen Salim auf seiner Reise ins Erwachsen werden und von Sansibar nach London und zurück. Salim wächst in einfachen Verhältnissen auf. Seine Eltern haben sich entfremdet. Seit er sieben ist lebt er allein mit der Mutter. Der Vater wohnt in der Nähe bei Freunden. Lange hat die Mutter und dann Salim ihm täglich das Essen gebracht. Warum die Eltern nicht mehr zusammen sind? Dieses Rätsel beschäftigt sowohl uns als auch Salim. Irgendwann findet Salim heraus, dass seine Mutter einen anderen Liebhaber hat. Er ist ein hohes Tier in der Regierung und beschenkt die Mutter großzügig. Salim ist fassungslos. Als die Mutter dann auch noch schwanger wird und er eine kleine Schwester bekommt, rebelliert der Junge immer mehr dagegen. “Das versteinerte Herz” berührt mit alltäglichen Schicksalen Salims Onkel Amir hat es inzwischen auch weit gebracht. Als er eine Anstellung als Diplomat in England erhält, bietet er an, Salim mit nach London zu nehmen und ihm dort ein Studium zu ermöglichen. Doch Salim vermisst in diesem fremden Land seine Heimat und seine Eltern. Die Familie von Onkel Amir behandelt ihn wie einen Bediensteten und als er dann noch sein Studienfach zu Literatur wechseln will, schmeißt der Onkel ihn aus dem Haus. Abdulrazak Gurnah versteht es meisterhaft, die Gefühle seiner Charaktere zum Ausdruck zu bringen! Salim bleibt dem Leser durch seine Tiefe und Komplexität im Gedächtnis. Man steckt total drin in seinen Gedanken und Emotionen und leidet mit ihm mit. Dabei verwendet Gurnah bei seiner Erzählstruktur zahlreiche geschriebene als auch ungeschriebene Briefe. Sie sind wie ist eine Metapher für das Gesagte und Ungesagte, sowohl im Herzen als auch laut ausgesprochen, das zwischen den Figuren steht. Jede Zeile des Buches ist wunderschön, ebenso wie das zentrale Thema des Buches, das Salims Vater ihm mitgegeben hat: “Halte dein Ohr an dein Herz”. Besonders spannend war es, bis zum Ende auf die Enthüllung von Salims Vater zu warten und dabei mit Salim mitzufühlen, wenn er mit dem Verlust von geliebten Menschen konfrontiert wird. Auch wie sonst bei Gurnah üblich, behandelt „Das versteinerte Herz“ auch die Themen Kolonialismus, Rassismus, die Erfahrung der Einwanderung, Scham und Verrat. Diese stehen aber nicht im Hauptfokus. Vielmehr ist dieses Buch eine Art ‚Alltagsgeschichte‘. Aber dieses Simple macht die Handlung für den Leser super zugänglich und nachvollziehbar. Denn die alltäglichen Challenges können uns genauso – oder vielleicht noch mehr – fesseln, wie große Themen.

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Der Autor erzählt in diesem Roman über das Leben von Salim in der Ich-Form. Salim wohnt in Sansibar in ärmlichen Verhältnissen. Im Alter von etwa fünf Jahren macht er seine erste einschneidende Erfahrung, mit der sein bisher unbeschwertes glückliches Leben endet, die Beschneidung. „Das Taxi hielt vor dem Krankenhaus. ,Es wird nicht lange dauern’, sagte mein Vater, ,gleich geht es weiter.’ Ich nahm seine Hand und folgte ihm hinein. Noch bevor ich wusste, wie mir geschah, war mein kleiner Abdalla seine Kofia los und der Ausflug ein Albtraum aus Schmerzen, Verrat und Enttäuschung. Man hatte mich betrogen.“ Salim wächst lange ohne Vaterliebe auf und seine frühen Lebensjahre sind ausgefüllt vom Besuch der Gesamtschule am Vormittag und der Koranschule am Nachmittag. Salims Mutter Saida trifft schließlich eine bedeutungsschwere Entscheidung, um ihren Bruder Amir zu retten, was die gesamte Familie nachhaltig beeinträchtigt und viel Leid verursacht, vor allem auch für Salim. Die gesamte restliche Kindheit von Salim verläuft schwierig. Amir, Saidas Bruder, steckt tief in der Schuld seiner Schwester. Deshalb beschließt er, Salim mit zu sich nach London zu nehmen, um ihm dort eine Universitätsausbildung zu ermöglichen. Salim, der sich erst bemüht, alle Erwartungen seiner Familie zu erfüllen, muss erkennen, dass er sich irgendwann nicht mehr verbiegen kann. Er schafft es im Laufe des Buches unabhängig zu werden. Sein Lebensweg gestaltet sich sehr schwierig und ich habe mich zwischenzeitlich mehrfach gefragt, wie man das nur alles aushalten kann. Am Ende des Buches werden alle familiären Geheimnisse aufgelöst und es scheint, als finde Salim seinen Frieden. Mein Fazit: Dieser Roman ist kein Wohlfühlroman. Der Autor hat seinen ganz eigenen Schreibstil. Seine Sprache ist knapp, sehr aussagekräftig und der ein oder andere Satz hat mich sehr berührt. „Manche Menschen erfüllen im Leben einen Zweck, und sei es nur, eine Menge zu vergrößern und „Ja!“ zu rufen, und andere eben nicht.“ Die Gepflogenheiten der Gesellschaft in Sansibar, einem afrikanischen Inselstaat, der sich erst im Jahr 1964 in einer blutigen Revolution von der britischen Kolonialherrschaft unabhängig machen konnte, waren für mich als Mitteleuropäerin interessant. So hatte ich während das Lesens eigentlich das Gefühl, ein Tagebuch zu lesen. Alles wirkte so real, echt und zutiefst menschlich, so also ob ich das Leben eines anderen Menschen mit ganz anderen Augen betrachten würde. Dieses Fremdartige machte für mich die Faszination des Buches aus. Ich mochte die kluge und weise Art des Autors und seine Mentalität. Dieses Buch ist empfehlenswert, auch wenn es der Inhalt in sich hat. Kein Wohlfühl-Roman, aber ein realitätsnaher Einblick in eine andere Kultur, der einem Toleranz und Weitblick lehrt. 


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Vita

Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang zehn Romane veröffentlicht, darunter »Paradise« (1994; dt. »Das verlorene Paradies«; nominiert für den Booker Prize), »By the Sea« (2001; »Ferne Gestade«; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), »Desertion« (2006; dt. »Die Abtrünnigen«; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize) und »Afterlives« (2020; dt. »Nachleben«; nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury. Seine Werke erscheinen auf Deutsch im Penguin Verlag.

Zum Autor

Eva Bonné

Eva Bonné übersetzt Literatur aus dem Englischen, u.a. von Rachel Cusk, Anne Enright, Michael Cunningham und Abdulrazak Gurnah. Sie wurde mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.

Zur Übersetzerin

Pressestimmen

»Gurnahs Prosa ist [… ] ganz unprätentiös, eindringlich, nachdenklich.«

»So einfach die Sprache und der Stil des Nobelpreisträgers auch erscheinen mögen - Gurnah zieht seine Leserschaft um so nachdrücklicher in seinen Roman mit hinein.«

»Der Ton seiner Romane ist leise, die Sprache unprätentiös. Und doch sind sie eine Wucht. […] Er schreibt Weltliteratur im besten Sinne.«

Falter, Sebastian Fasthuber (08. May 2024)

»Von all den Büchern […] die nicht in Zusammenhang mit der deutschen Kolonialherrschaft in Tansania stehen, ist Abdulrazak Gurnahs Roman ,Das versteinerte Herz‘ das ergreifendste, berührendste und zugleich politischste Werk.«

Mannheimer Morgen, Manfred Loimeier (04. May 2024)

»Ein großes Drama von enttäuschter Liebe, Verlust und Schuld.«

Stuttgarter Zeitung, Stefan Kister (04. May 2024)

»[...] eine ganz eigentümliche Stimme, leise, aber unbeirrbar in ihrer stillen Widersetzlichkeit und beharrlichen Kritik auch an allen neuen Kolonialismen.«

Salzburger Nachrichten, Sigrid Löffler (30. April 2024)

»Gurnahs Prosa ist ohne Schnörkel, sie moralisiert und wertet nicht. ,Das versteinerte Herz' ist eines dieser seltenen Bücher, die man in sich aufsaugt und niemals vergisst.«

Rheinische Post, Frank Dietschreit (28. April 2024)

»Auch in seinem neunten Roman bleibt er [Gurnah] der ungerührte, aber geduldige Chronist eines allfälligen Schicksals, und scharf bleibt sein Blick für die Heimsuchungen Salims.«

Süddeutsche Zeitung, Thomas Steinfeld (27. April 2024)

»[Ein] hochaktueller Roman, der Einblick in fremde Kulturen gibt, Perspektiven weitet und jetzt endlich auch in Deutschland entdeckt werden kann.«

Recklinghäuser Zeitung (27. April 2024)

»Eine Geschichte, die einmal mehr beweist, was für ein großartiger Erzähler Abdulrazak Gurnah ist.«

»,Das versteinerte Herz‘ ist eines dieser seltenen Bücher, die man in sich aufsaugt und niemals vergisst.«

Rheinische Post (21. May 2024)

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